Piña Colada, grüner Apfel, Litschi.
Ein Kaffee, der sich in klar definierten Schichten entfaltet – lebendige tropische Säure, eine seidige Textur und ein Abgang, der fast endlos wirkt. Einer dieser seltenen Lots, der zugleich präzise und doch wild erscheint.
Dieser Kaffee ist das Ergebnis konsequenter Arbeit: Eine 40-stündige anaerobe Fermentation hebt die floralen und fruchtigen Aromen auf eine neue Ebene – ohne die strukturelle Klarheit im Cup zu verlieren. Ein Paradebeispiel für kontrollierte Fermentation mit Charakter.

Über die Farm:
Villa Betulia liegt in den Höhenlagen von Acevedo, Huila, und zählt heute zu den einflussreichsten Farmen in der kolumbianischen Specialty-Coffee-Szene. Geführt wird sie von Luis Aníbal Calderón, einem Produzenten in zweiter Generation, dessen Geschichte exemplarisch für die Entwicklung des kolumbianischen Kaffees steht. Jahrzehntelang kultivierte die Farm Standard-Varietäten, abhängig vom volatilen C-Markt. Doch 2011 – als die Preise einen Tiefpunkt erreichten – stand Luis kurz davor, alles zu verlieren. Statt aufzugeben, entschied er sich für den schwierigen Weg: für Risiko, für Geschmack, für das Unbekannte.

Im Jahr 2012 pflanzte Luis seine ersten 5.000 Gesha-Bäume. Drei Jahre später begann er damit, die gesamte Farm auf exotische Varietäten umzustellen – zu einer Zeit, als sich der Großteil des Landes noch auf Volumen konzentrierte.
Heute kultiviert Villa Betulia über 20 verschiedene Varietäten, und Luis ist bekannt für seine Expertise in verlängerten Fermentationen sowie langsamem, kontrolliertem Trocknen – beides Methoden, mit denen er die Integrität und Ausdruckskraft jeder Tasse bewahrt.

Über die Varietät:
Dieser Lot – eine Java-Varietät, verarbeitet mit einer 40-stündigen anaeroben Fermentation – gehört zu den klarsten und ausdrucksstärksten Kaffees, die wir je probiert haben. Java ist in Kolumbien eine echte Rarität: Ertragsarm, anfällig für Krankheiten und extrem anspruchsvoll in der Aufbereitung – ein Risiko, das sich nur wenige Produzent*innen leisten können. Doch in den Händen von Luis funktioniert es. Die Fermentation verleiht dem Kaffee eine sanfte aromatische Tiefe – fruchtbetont, aber nie aufdringlich – und die Tasse bleibt bis zum letzten Schluck strukturiert und ausgewogen.

Warum ist Villa Betulia besonders?
Was wir an diesem Kaffee am meisten schätzen, ist seine Balance und Helligkeit. Er erinnert uns daran, was möglich ist, wenn Produzent*innen nicht nur nach sofortigem Einfluss suchen, sondern nach Nuancen und Tiefe. Und er spiegelt einen breiteren Wandel wider, den wir in Huila beobachten: Weg von generischen Profilen hin zu identitätsgetriebenen Kaffees, die von Grund auf mit Hingabe und Leidenschaft aufgebaut werden.
Villa Betulia verkörpert diesen Wandel. Dieser Kaffee ist nicht nur ein besonderer Lot – er ist das Ergebnis von mehr als einem Jahrzehnt bewusster Veränderung, von einem Produzenten, der seine Farm zu einem Zeitpunkt neu erfand, als es beinahe zu Ende gewesen wäre.
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